Galerie Hubert Winter

Lawrence Weiner
DIE EBBE UND DER STROM
1. Mai – 13. Juni 2009
Die Tage gehen dahin und die Nächte gehen dahin und die Jahre und die Jahreszeiten, und man könnte glauben, daß sich alles immer so weiterdrehen wird wie die Gäste, die ihren täglichen Milchkaffee oder ihren Aperitif trinken kommen, aber der Augenblick wird kommen, wo es keine Jahreszeiten und keine Jahre mehr geben wird, und noch weniger Tage und Nächte, wo die Planeten ihre Umdrehungen vollendet haben werden, wo die Erscheiungen keine Zeiträume mehr haben werden, wo alles aufhören wird zu existieren. Das ganze Weltall wird vergehen, da es sein Schicksal erfüllt hat, so wie sich hier und jetzt das Schicksal der Menschen erfüllt.
Die letzten Zeilen. In: Raymond Queneau, Die kleinen Geschäfte des Monsieur Brabbant. (1936). Dt. v. Eugen Helmié. Stuttgart, Gebühr, 1977.

"Kunst ist ein rein soziales Phänomen. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen Material und Menschen und ist eigentlich eine öffentliche Naturwissenschaft. Wenn sie aber nicht ausgestellt wird, dann ist sie nicht Kunst. Man kann dann zwar Künstler sein, aber man macht keine Kunst" sagt Lawrence Weiner in einem Interview mit Wolfgang Zinggl im Falter im Jahr 1991.

Die Arbeiten von Lawrence Weiner, die in der Galerie gezeigt werden, führen uns an die Ufer der Donau und sagen uns, dass ein Ding, eine Sache, vielleicht sogar ein Mensch (ein Kriminalrätsel?), verortet am Donaustrand, etwas bewegt, macht, einfach ist.
Eine einfache Botschaft, die den Kopf freimacht.
Der feine Ausdruck, die Musikalität der Worte könnte in den Donauwalzer einfließen, der mit Stanley Kubrick gen Himmel fliegt....
Wir brauchen das berühmte Statement des Künstlers von 1969, in dem Lawrence Weiner die für ihn gültigen drei Möglichkeiten veröffentlichte, ein Werk durch den Künstler, eine andere Person oder gar nicht zu realisieren, nicht nochmals bemühen, um die solitäre Position von Lawrence Weiner in der Kunst des 20ten Jahrhunderts zu unterstreichen. Eine Position, die der Konzeptkunst wohl sehr nahe steht, aber mit einer deutlichen Abgrenzung zur kontextorientierten Kunst und zur Duchamp´schen Tradition: "Ich halte Duchamp nicht für einen interessanten Künstler; alles, was ihn interessierte, waren die Meinungen seiner Vorgänger, lediglich im Kontext betrachtet" und "wenn man die Photographie einer meiner Installationen sieht, genügt es, sich an die Bedeutung der Wörter zu erinnern. An die Architektur braucht man sich nicht zu erinnern".
Dieses großartige Werk der Unruhe, ein Werk ohne Rückkehr an einen Punkt, ist ein Werk der Verschwendung mit Blick auf die Topographie der Zukunft.