Galerie Hubert Winter

Marcia Hafif
19. Juni – 5. September 2009
Was bleibt ist Dichtung allein.
Dichtung. Gerecht und wesentlich und direkt
Vielleicht wie in der Vorstellung der ersten Menschen
Gerecht in der Würze des Gartens und unfehlbar in der Zeit.
Die letzten Zeilen. In: Odysseas Elytis, Oxópetra Elegien, Westlich der Trauer. Dt. v. B. Vierneisel-Schlörb und A. Kasolea. Ffm, Surhkamp, 2001.

Als die 1929 in Pomona, Kalifornien geborene Marcia Hafif in den frühen 1960er Jahren nach Rom kam, traf sie auf eine pulsierende Kunstszene und wurde schnell in den Kreis um Twombly, Kounellis, Uncini ua aufgenommen. Es entstehen hard edge Bilder, objekthafte, konkrete Malereien (die Galerie besitzt ein besonders schönes Beispiel aus dieser Werkphase).
Als sie 1971 nach New York zurückkehrte und dort ein Studio in der Mercer Street erwarb, orientierte sie sich in ihrer Arbeit neu. Sie begann mit 43 Jahren mit einer "grundlegenden Untersuchung bzw. Bestandsaufnahme von Malerei schlechthin" (Reinhard Ermen). Marcia Hafif schreibt 1990 dazu: "Once I was actually in NY I soon realized that the painting, that had interested me, was now exhausted, that modern abstract painting might be exhausted as well".
Diese Bestandaufnahme, genannt Inventory, formuliert Grundsatzfragen der Malerei und stellt in einzelnen Kapiteln Fragen an das Medium.
Dieser Farbsensualismus wird erstmalig 1984 in einer Ausstellung in Williamstown, Mass. (Kurator Thomas Krens) von ihr benannt: Radical Painting.
In einer Zeit der lärmenden Vorherrschaft der jungen, wilden Malerei verhallte der Ruf nach dieser radikalen Malerei ungehört. Obwohl oder gerade deshalb findet die radikale Malerei unter Künstlern eine größere Anhängerschaft bzw finden sich Künstler mit ihrer jahrelangen Praxis durch diesen Begriff angesprochen (Marioni, Umberg, Zeniuk, Morales, Mosset, um nur einige zu nennen).
Als Marcia Hafif im Jahr 2008 ihre 12 Bilder in Kalifornien für die Galerie malte, kam eine lyrische, sonnenbeschienene Melodie in diese Werke.
Eine der bedeutendsten Malerinnen unsere Zeit schuf eine Serie von Bildern, die in ihrer unangestrengten, heiteren Schönheit zum Besten gehören, was zeitgenössische Malerei leisten kann.

  • Review: DER STANDARD, 18.06.2009 (JPG)