Galerie Hubert Winter

Michael Kidner RA
Dreams of the World Order 1960s
30. April – 2. Juni 2010
Das Wort "rein" (pur) hat mir seinen intelligiblen Sinn nicht entdeckt. Ich bin nur dahin gelangt, einen Augendurst nach Reinheit zu stillen in den Transparenzen, die sie beschwören, in den Luftblasen, dem geballten Wasser und den imaginären Landschaften, den befestigten, unerreichbaren, im Innern eines starken Kristalls.
Die letzten Zeilen. In: Colette, Diese Freuden. Dt. v. M. Dessauer. Ffm, Suhrkamp, 1983.

Diese Ausstellung ist eine Übernahme von der Royal Academy of Arts, London und die sechste Einzelausstellung Michael Kidner ´s in der Galerie Hubert Winter.

Michael Kidner war ein Pionier der Optical Art. Und er war einer der liebenswürdigsten, intelligentesten und bescheidensten Künstler denen ich je begegnet bin. Sein spielerischer Umgang mit der Kunst und sein unideologisches Interesse an der Chaostheorie machen sein Werk so frisch und aufregend neu. Unsere Ausstellung zeigt Arbeiten aus den 1960er Jahren, großteils ungesehen, darunter zahlreiche Entwürfe für wichtige Bilder, welche sich in so bedeutenden Sammlungen wie der Tate und der Gulbenkian Foundation Lissabon befinden.
Michael Kidner´s Werk wurde erst in den letzten Jahren als bedeutender Beitrag zu einer „systematischen“ Kunst entdeckt und sein Beitrag zur englischen Kunst durch relevante Ankäufe ua der Tate Gallery und des Henry Moore Trust gewürdigt.

Der 1917 in Kettering, Northamptonshire, Großbritannien geborene Künstler studierte 1936-39 in Cambridge Anthropologie und Geschichte und 1940-41 an der Ohio State University Landschaftsarchitektur. Vom Militärdienst (1941-1946) in der kanadischen Armee kehrt er 1947 nach Schottland zurück, um dort bis 1950 als Schullehrer zu arbeiten.
1953-55 lebt er in Paris und besucht zu Ausbildungszwecken André Lhote´s Atelier.
1957 zurück in London, wird er durch Ausstellungen der amerikanischen abstrakten Expressionisten in der Tate Gallery für eine frühe Werkphase entscheidend beeinflusst.
1959 erste Einzelausstellung in Oxford.
Von 1964-1984 lehrt Michael Kidner als Professor an der Bath Academy of Art.
1965 Teilnahme an der einflussreichen Ausstellung The Responsive Eye (Katalogtext William C.Seitz) im Museum of Modern Art, New York.
Ab 1966 Arbeit in Serien, ab 1976 Arbeiten mit elastischem Stoff.
1984 Einzelausstellung in der Serpentine Gallery London (Katalog mit Texten von Stephen Bann, Francis Pratt und Peter Brades).
1985 Einzelausstellung im Museum Sztuki, Lódz´, Polen (Katalog mit Text von Ryszard Stanislawski, Jaromir Jedlinski und Francis Pratt).
2004 wird Michael Kidner Mitglied der Royal Academy.
Am 29.November 2009 stirbt Michael Kidner in seinem Haus in London.

The concept of heaven is perfect because you can never enter it in this life. It is a two dimensional order and therefore a painter´s paradise. But when you start to occupy your imaginary order you meet with some surprises. It is the area between the second and third dimension which interests me – the order that lies between imagination and reality. Reality involves experience.
If an object can be seen as a finite number of points in space then as I move in relation to the object so the points move in relation to each other. The pattern they reveal is contingent upon the points I select and my movement. This pattern might be described as the syntax of the object.
...
In my work I am concerned that the relationship between the artist and the object should at all times be equal rather than that the object should merely reflect the artist. When art becomes solely a matter of an individual artist´s vibrations then he is surrounded by a clique instead of a public. A painter may think of himself as creating order, as discovering order, or as observing order. These are three attitudes implying a different relationship between the artist and his notion of order.

Zitat aus: Michael Kidner. Systems. London, Whitechapel Art Gallery, 1972