Galerie Hubert Winter

Michael Höpfner
after five and a half days the trail peters out
9. November – 22. Dezember 2012
Jeden Tag machten sich die freien Menschen beim ersten Morgengrauen auf den Weg zurück zu ihrer Wiege, dem Süden entgegen, dorthin, wo niemand anders leben konnte.
Jeden Tag verwischten sie mit denselben Bewegungen die Spuren ihrer Feuer, verscharrten sie ihre Exkremente. Der Wüste zugewandt, sprachen sie ihr stilles Gebet. Wie in einem Traum gingen sie fort, verschwanden.
Die letzten Zeilen. In: J.M.G. Le Clézio, Wüste (1980). Dt. v. U. Wittmann. Köln, Kiepenheuer & Witsch, 1989.

after five and a half days the trail peters out ist die vierte Einzelausstellung von Michael Höpfner in der Galerie Hubert Winter. In dem gleichnamigen Projekt thematisiert der Künstler jene neu errichteten Strassen und Wege, die aus Außenposten in den westlichen Provinzen Chinas in Ödlandschaften führen und meist an nicht näher bestimmten Orten auslaufen. Als das "Geographical Journal" 1906 die neueste Karte von Tibet publizierte, waren große Teile der Karte als "Unexplored" gekennzeichnet. Auf der Suche nach diesen unberührten Landschaften und menschlicher Existenz am Rande der Zivilisation, die gleichzeitig von religiösen Ritualen und rasantem Zerfall geprägt sind, bereist der Künstler seit 1995 zu Fuß Steppen und Wüstenlandschaften in Westchina, Zentralasien und Osteuropa, die gleichzeitig geprägt sind von Utopie und Verfall.

after five and a half days the trail peters out umfasst ausgearbeitete geschlossenen Serien von s/w Fotografien, gesammelte Kontaktbögen der Reisen und skelettartige Metallarchitekturen. Sie alle zeugen von den Erfahrungen und Beobachtungen eines Gehenden und erweitern das Oeuvre des Künstlers um einige neue fotografische Aspekte.