Galerie Hubert Winter

Michael Höpfner
On Foot
9. Oktober – 14. November 2009
Im Anderen Land. Vom Ding, das nicht Rom ist. Ein Ding. Ein Land?
eine Zeit? eine Lebenszeit? Ein Ding. Ein Canto darauf. Ein Canto.
Die letzten Zeilen. In: Paul Nizon, Canto. (1963). Ffm, Suhrkamp, 1992.

An einem Tag eines Augustmonats stieg ich, unter einem aufziehenden Gewitter, die unwirtlichen, von Hagelböen gepeitschten Schneefelder hinab. Ich wußte, daß verschiedene Umstände mir auf lange versagen würden, in das luftige Reich der gezackten, inmitten des Himmels tanzenden Grate zurückzukehren, jene Illusion des Oben und Unten der sich vom blauschwarzen Abgrund der Höhe abzeichnenden Schneewächte, die im Lauf eines schweigenden Nachmittags zusammenstürzen, und zu den rinnengestrichelten, im Glatteis glänzenden Abhängen, von denen nach Schwefel riechenden Steinhagel abgehen. Das Lager, jenen Außenposten des sogenannten Fortschritts umkreisend, ein unbekannter Kontinent, der letzte Schritt ist vom ersten abhängig, hier keine Romantik, Chang Tang Plateau, Westtibet.

Der Künstler hinterlässt keine Spuren in diesem ausgetrockneten Boden. Seine Zeichen sind seine Fotos, die als Wegmarkierungen, als Zeichen am Weg dienen. Er findet jederzeit zurück, er merkt sich für uns die Schwierigkeiten dieser Route. Er zeigt uns, daß es in dieser Zivilisation, fremd, einen "Außenposten" gibt, eine furchterregende Vertrautheit ausstrahlend, ein Etwas, das uns zeigt, daß die Zerstörung schon überall begonnen hat. Die einzige Hoffnung, daß im Kampf mit der Zeit, mit Sonne und Wind, alles ausdörrt und zerbröckelt. Eingebettet in diesen Tag von zweifelhafter Helligkeit, in dem die Fotos den Ort zeigen, keinen Ort um anzukommen, schwierig ihn zu verlassen, ein Ort von trostloser Unbehaustheit, zeigt er uns nicht unsere unbeständigen Sehnsüchte nach Ankunft, nicht hier, Anderswo.

Der kursive Text stammt aus René Daumal, Der Analog. (1939-43)

Die Installation ON FOOT von MICHAEL HÖPFNER (geb.1972) besteht aus 42 s/w Fotos vom 12.Oktober 2007.

Skizzenbücher beschreiben detailliert das Leben neben dem “Außenposten”. Eine Skulptur verdeutlicht die Fragmentierung des Lebens in sogenannten “Extremsituationen”.

  • Review: DER STANDARD, 22.10.2009 (PDF)