Galerie Hubert Winter

Ingo Nussbaumer
10. September – 9. October 2004
So muß denn die Suche weitergehen, Gedicht auf Gedicht, bis man
auf die augenfällige Strategie der Loslösung stößt,
um dann endlich in den Fluß der heraklitischen Zeit zu münden.
Große Wahrheiten, entdeckt man, sind nicht
notwendigerweise Tatsachen - Tatsachen sind Träume.
Die letzten Zeilen in: Lawrence Durrell, Das Lächeln des Tao (1980). Dt. v. N. Bornholm. Ffm, Suhrkamp, 1997.

Ich verstehe meine Malerei aus dem Gefüge eines imaginären Bildraums, der sich wie die Möglichkeit zur Wirklichkeit oder wie die Potentialität zur Aktualität verhält, aber zugleich erfüllt ist von der Präsenz der Farbe. Gegensätze, die sich in diesem Bereich finden, werden nicht zur Ruhe und Auflösung gebracht, sondern in Stille umformuliert.

'Die Stille kann wie ein Getöse sein.' Damit beschreibe ich eine Situation, die nur an jenen Augenblicken zutage tritt, an denen etwas konzentriert Bildimaginäres geschieht und die Aufmerksamkeit wie nach sich zieht. Zudem werden durch die Bildkörper erzeugte Elemente des realen Umgebungsraums mit denen des gemalten Bildinnenraums konfrontiert, sodass Farben, Schattenfugen, -felder und -bahnen dialogisch sind. (Ingo Nussbaumer)

" ... So, im Zusammenhang gesehen differenziert sich die Farbigkeit. Sichtbar werden Verschiebungen um eine Nuance, wo der erste Blick eine Farbwiederholung zu sehen glaubte. Wahrnehmbar (mitunter ist es eher eine Ahnung, ein Spüren als ein Sehen) werden minimale Veränderungen ihrer Temperatur oder Dichte, eine Rückung in eine andere Farbe hinein, aus der Farbvertrautheit heraus und damit einher gehende Veränderungen ihres räumlichen Verhaltens, ihrer ganzen Erscheinung. Nicht isoliert, sondern im Kontext anderer Farbe, in Relation zu ihren Umgebungen (vorrangig innerhalb des Bildes, aber auch in Beziehung zu ähnlichen innerhalb der ganzen Gruppe) wird Farbe realisiert, ist sie verortet in einem Gefüge wechselseitiger Beeinflussungen. So zeigt sich Farbe als außerordentlich diffiziler, kaum vollständig überschaubarer Gegenstand dieser Arbeit; erweist sich Farbe in der Fülle ihrer Erscheinungen als Angebot und nie endendes Excitement für ein entwicklungs- und unterscheidungsbereites Sehen." (Jens Peter Koerver)

Zur Ausstellung erscheint das Buch
la couleur te regarde - die Farbe blickt dich an
mit 12 Serigraphien, gedruckt mit Andreas Stalzer (53,5 x 53,5 ) in einer Auflage von 10 Stück.

Ingo Nussbaumer

geb. 1956 in Leibnitz in der Steiermark, lebt und arbeitet in Wien.
1976-84 Studium der Malerei und Philosophie in der Schweiz u. Österreich; 1987-89 Leitung einer Zweigstelle der von Beuys und Böll gegründeten Free International University in Wien; 1998-2000 Leiter der Klasse Malerei an der Sommerakademie in Hohenems/ Vorarlberg; 1999 Ortung '99, Internationales Künstlersymposium Lofer - St. Martin/ Salzburg; 1999 Online-Projekt Förderung der Bundeskuratorin für Kunst Lioba Reddeker.

Personalen
u. a. Galerie Hubert Winter/ Wien, Galerie Stadtpark/ Krems; Galerie c.art - Dornbirn; Galerie white8/ Villach; Galerie Ulrich Mueller/ Köln

Austellungsbeteiligungen
u.a. Neue Galerie der Stadt Linz; Künstlerhaus Graz; Galerie Schafschetzy - Steirischer Herbst/ Graz; Galerie Ulrich Mueller/ Köln; Galerie Theuretzbacher/ Wien; nexus art consulting/ Wien

Publikationen
u.a. 2002 Die Idee des Bildes als Beitrag zu einer Noetik der Kunst, Edition Splitter/ Wien; Die Idee des Blicks, Zur athetischen Konfiguration von Zeichnung und Malerei, in: Peter Wechsler, Geometrie der Hand, Triton Verlag/ Wien; 1997 Zur seriellen Struktur: Konzept - Intention - Dimension, in: Ingo Nussbaumer, Malerei als Proposition, Triton Verlag/ Wien; 2004 Bild, Begriff und Schrieb, in: Schreibrituale [Eine Anthologie] , edition splitter/ Wien; 2000 Visueller Nukleus oder die Unruhe des Bildes, Christian Muhr im Gespräch mit Ingo Nussbaumer, in: "Ingo Nussbaumer - shade", gleichnamiger Katalog zur Ausstellung, c.art, Prantl & Boch, Galerie und Verlag, Dornbirn.

Review: Rainer Metzger in artmagazine. cc, 10.09.2004

  • Review: artmagazine.cc, 10.09.04 (PDF)