Galerie Hubert Winter

Richard Nonas
17. April – 6. Juni 2015
In diesen Momenten flüstert der Lauf mir zu: Sein Flüstern sind die Gedanken, die kommen und gehen, aus dem Blauen heraus und ins Schwarze hinein. Er flüstert mir eine Wahrheit zu, die ich einmal wusste, an die ich mich aber nicht mehr erinnern konnte, wie ein Traum, der allmählich verblasst, bis er unwiederbringlich dahin ist. Er flüstert von Freude, davon, was es heißt, frei zu sein, und was wahrhaft wichtig ist in einem Leben wie diesem: ein Leben, das uns nackt und sterbend hält. Er flüstert mir zu von meinem Leben im Garten Eden.
Die letzten Zeilen. In: Mark Rowlands, Der Läufer und der Wolf. Dt. v. M. Hein. Berlin, Rogner & Bernhard, 2014.

Als Robert Pincus-Witten 1971 den Terminus Post-Minimalismus einführte, versuchte er die künstlerischen Positionen zu umschreiben, die sich um eine Neudefinition des Minimalismus bemühten. Die Heterogenität innerhalb dieser Gruppe zeugt davon, dass dieser Begriff mehr ein zeitliches Phänomen festhielt, als wirklich eine inhaltliche Lösung zu liefern.

Richard Nonas schuf bis heute ein Werk, das nicht die Einfachheit der Materialien, die Regelmäßigkeit in den Kombinationen und die Masse des einzelnen Objekts verneint, sondern es in Zusammenhang mit dem realen Raum und dem Betrachter setzt. Er betreibt keinen Formalismus. Der Begriff Installation bezeichnet die Zusammenstellung einer Ausstellung.

“What interested me … was not minimalist ‘specific objects’ but rather the possibility of nonspecific charged ones: ‘dangerous objects’ whose power lay in their weird nonspecificity, their emotional slipperiness… . Tense, almost-vibrating objects were what I wanted, formal objects on the edge of becoming emotionally charged specific places.” Richard Nonas (2004)

Die Konstruktion einer künstlerischen Welt durch primäre Ästhetik und die Aufteilung des Sinnlichen „definiert die Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit in einem gewissen Raum und bestimmt, wer Zugang zu einer gemeinsamen Sprache hat und wer nicht“. Jacques Rancière (1)


from the notebooks:
DRAWINGS.... summer 1989; and now.
My drawings should be absolutely present. I am not interested in drawings full of detail or visual flourishes, as sculptor's drawings often are. I do not want drawings to be essays in either style or theory. —I want them to be objects; things.
They must exist and be felt as things --things in their own thingness, not defined by their detail but by their own spatial presence, their single being. They must be markers of space, creators of differentiated place. They must be things that create place from time; things that cut the cord of both measure and duration. They must speak the unequivocal language of things, the language before language, the language of the possibility of language; the language of stoppage and presence, of separation and focus. —The slippery language, that is to say, of art.
For absolute presence bent by time —what Beckett calls 'A place. Where none.'— is, for me, the continuing project of art.

Richard Nonas (geb. 1936 in New York, lebt und arbeitet in New York) stellt seit 1990 regelmäßig in der Galerie Hubert Winter aus. In seiner 7. Einzelpräsentation in den Räumen der Breite Gasse zeigt der Künstler Zeichnungen und in situ geschaffene Stahlskulpturen.

(1) Jacques Ranciére, Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien. b_books. Berlin 2006, S. 26

  • Richard Nonas (2015) "Vor Ort" von Susanne Rohringer (PDF)
  • "Minimale Materienwandler" - Der Standard. 23.05.2015 (PDF)